30. Mai 2024

Dialyse-Versorgung in Vorarlberg wird neu aufgestellt
Bregenz (VLK) – Aufgrund der zunehmenden Inanspruchnahme im Bereich der extramuralen Dialyseversorgung in Vorarlberg planen Land, Sozialversicherung und KHBG eine Neustrukturierung und den Ausbau der Dialyseversorgung, informiert Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher: „Um eine optimale Versorgung der DialysepatientInnen im Land auch in Zukunft sicherzustellen, wird das Dialyseangebot im niedergelassenen Bereich an einem Standort in Rankweil zusammengeführt und modern ausgebaut. Damit kommen wir den Bedürfnissen der PatientInnen und der Mitarbeitenden entgegen und schaffen bestmögliche Rahmenbedingungen für eine langfristige Sicherung der Dialyseversorgung.“
Derzeit ist die Dialyseversorgung in Vorarlberg auf drei Standorte verteilt, die zunehmend platzmäßig an ihre Grenzen stoßen und teilweise baulich veraltet sind. An den zwei Standorten Bregenz und Nenzing werden aktuell von der PDV Private Dialyse Vorarlberg GmbH (PDV) extramurale Dialysezentren in der Form von selbständigen Ambulatorien betrieben und nephrologisch bereits heute durch FachärztInnen des LKH Feldkirch betreut. Im LKH Feldkirch wird die intramurale Zentrumsdialyse betrieben. „Wir haben derzeit die Situation, dass alle Standorte stark ausgelastet sind, und mehr Plätze benötigt werden. Ein Ausbau an den einzelnen Standorten ist aus baulichen und personellen Gründen aber nicht in der Form möglich, die erforderlich wäre“, erklärt Landesrätin Martina Rüscher. In der bereits zwanzig Jahre alten Dialysestation in Bregenz sind momentan alle Plätze besetzt. Im LKH Feldkirch in der Zentrumsdialyse werden freie Dialyseplätze im Sinne von Vorhalteplätzen für stationäre DialysepatientInnen aus dem ganzen Land und Akutdialysen benötigt. Diese Dialyse in Feldkirch wurde im Jänner dieses Jahres bereits von 22 auf 25 Plätze ausgebaut, ist aber ebenfalls platz- und auslastungsmäßig am Limit.
Grund für die hohe Auslastung ist der wachsende Bedarf an Nierenersatztherapieverfahren. Die Zahl der DialysepatientInnen in Vorarlberg ist in den letzten zehn Jahren um 24 Prozent gestiegen. Epidemiologisch ist in den nächsten Jahren mit einem weiteren Anstieg zu rechnen, da die geburtenstarken Jahrgänge ins typische Dialysealter kommen. Sofern medizinisch möglich, ist es in Vorarlberg allen PatientInnen freigestellt, das Nierenersatztherapieverfahren ihrer Wahl auszuwählen. Sowohl Hämodialyse als auch Peritonealdialyse werden gleichwertig im Land angeboten, erstere ist aber durch die Anzahl der im Land vorhandenen und pflegerisch sowie ärztlich betreubaren Dialyseplätze beschränkt.
Neues, modernes Dialyseangebot an einem Standort in Vorarlberg
Um die extramurale Dialyseversorgung auch ab 1. Jänner 2026 bestmöglich zu gewährleisten, soll bis dahin eine neue Struktur durch eine öffentliche Trägerschaft (Land, Sozialversicherungsträger und KHBG) aufgebaut werden, die auch einen Ausbau der Plätze beinhaltet. Die Dialyse ist eine wesentliche Säule in der Versorgung von Menschen, die auf eine Behandlung mittels Nierenersatztherapie angewiesen sind. Um dieser besonders vulnerablen Gruppe das bestmögliche Dialyseangebot zu bieten, wurde von Land, Sozialversicherung und KHBG gemeinsam beschlossen, die Versorgung wieder selbst zu übernehmen. Christoph Jenny, Vorsitzender des ÖGK-Landesstellenausschusses freut sich über die Lösung: „Für die Sozialversicherung stellt das Projekt einen wesentlichen Baustein in der Versorgung der PatientInnen dar. Durch die Neuausrichtung ist die Zukunft der Dialyse in Vorarlberg langfristig gesichert.“
Rankweil als Standort
Als neuer Standort wurde Rankweil festgelegt, dieser soll nun möglichst rasch baulich adaptiert werden. Die Zusammenlegung auf einen Standort bringt neben dem optimaleren Einsatz der Fachkräfte auch eine Verbesserung in der Behandlungs- und Versorgungsqualität mit sich. „Davon profitieren die PatientInnen und Mitarbeitenden gleichermaßen. Mit der geografischen Lage in Rankweil ist das neue Zentrum von allen Landesteilen gut erreichbar und durch die Nähe zur Autobahn gut angebunden“, sagt Rüscher. Mit der Zusammenführung sei auch die Möglichkeit für kurzfristige PatientInnenverschiebungen bei Verlagerungen von PatientInnen in den intramuralen Bereich gegeben, da ein Austausch zwischen Zentrumsdialyse und Dialysezentrum durch die geografische Nähe von Rankweil und Feldkirch sowie den einheitlichen Betreiber erleichtert wird.
Primar Emanuel Zitt, LKH Feldkirch, sieht in der Zusammenlegung der Standorte für die Zukunft eine deutliche Erleichterung in der medizinischen Versorgung: „Häufige Hospitalisierungen von DialysepatientInnen sind aufgrund des steigenden Alters der Dialysepopulation, zunehmenden Komorbiditäten und längerem Überleben an der Dialyse auch weiter zu erwarten. Ein Standort mit größeren Schichten ermöglicht personalressourcenschonenderes Arbeiten. Dies ist wichtig und zukunftsweisend bei prognostiziertem Fachkräftemangel im pflegerischen und ärztlichen Bereich.“
Zurzeit werden die PatientInnen von der PDV Private Dialyse Vorarlberg GmbH (PDV), einer Tochter des Medizintechnologieunternehmens B. Braun, versorgt. Die PDV GmbH unterstützt die neue Entwicklung, und betont dabei, wie wichtig gut qualifiziertes Personal für die Versorgung der PatientInnen ist. Daher hat das Unternehmen mit der Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsgesellschaft eine Vereinbarung zum Hinwirken auf eine einvernehmlichen Weiterbeschäftigung für alle MitarbeiterInnen der PDV GmbH nach dem 31. Dezember 2025 getroffen, so dass sich für die MitarbeiterInnen der Zentren zunächst nichts ändern wird. „Ohne unsere qualifizierten MitarbeiterInnen wäre die hohe Qualität in der Versorgung nicht möglich. Deshalb bedanken wir uns herzlich für die professionelle Arbeit und hoffen, dass sie uns und ihren PatientInnen auch in Zukunft treu bleiben“, so PDV-Geschäftsführer Christian Rauhofer.
Verein Niere Vorarlberg in die Gespräche im Interesse der Patientinnen und Patienten von Anfang an eingebunden
Bei der Neustrukturierung werden die Bedürfnisse der Betroffenen in den Mittelpunkt gestellt. Die PatientInnen sind über die Selbsthilfe von Anfang an in das Projekt eingebunden. Andreas Mathies, Obmann des Vereins Niere Vorarlberg, befürwortet das Vorhaben: „Unter den gegebenen Voraussetzungen unterstützt der Verein Niere Vorarlberg die neue Konzeption der extramuralen Dialyse vollumfänglich. Die Anzahl der zur Verfügung stehenden Plätze, verbunden mit der Sicherstellung der ärztlichen und pflegerischen qualitativ hochstehenden Betreuung, ist für alle Patientinnen und Patienten das oberste Gut.“