ANÖ Beitrag

23. Juni 2021

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Die optimale Dosierung von Immunsuppressiva

Ordensklinikum Linz ist Partner bei EU Projekt TTV GUIDE TX

Mit dieser Erkenntnis des Projektes TTV GUIDE TX wird es in Zukunft einfacher für Ärztinnen und Ärzte sein, bei Patientinnen und Patienten die optimale Dosis der immunsuppressiven Medikamente einzustellen. Das könnte weniger Nierenabstoßungen und auch weniger Infektionen nach einer Transplantation bedeuten

Linz (OTS) – Ein EU-weites Forschungsprojekt zur optimalen Dosierung von immunsuppressiven Medikamenten für Patientinnen und Patienten nach einer Nierentransplantation läuft an: In verschiedensten Gesundheitseinrichtungen in Europa startet eine randomisierte, prospektive, multizentrische klinische Studie. Als Partner des EU-Projektes TTV GUIDE TX ist auch das Ordensklinikum Linz daran beteiligt.

Nach einer Nierentransplantation benötigen Patientinnen und Patienten hohe Dosen von immunsuppressiven Medikamenten, damit ihr Immunsystem heruntergefahren wird. Ist die Immunsuppression zu gering, kommt es zur Organabstoßung. Ist die Immunsuppression zu hoch, kann es wiederum zu Infektionen bis hin zur Blutvergiftung kommen
Prim. Priv.-Doz. Dr. Daniel Cejka

„“Nach einer Nierentransplantation benötigen Patientinnen und Patienten hohe Dosen von immunsuppressiven Medikamenten, damit ihr Immunsystem heruntergefahren wird. Ist die Immunsuppression zu gering, kommt es zur Organabstoßung. Ist die Immunsuppression zu hoch, kann es wiederum zu Infektionen bis hin zur Blutvergiftung kommen““, erklärt Prim. Priv.-Doz. Dr. Daniel Cejka, Leiter der Abteilung für Nephrologie und Transplantationsmedizin am Ordensklinikum Linz Elisabethinen. Das von der EU im Rahmen des HORIZON 2020 Förderprogramms finanzierte Projekt „TTV GUIDE TX“ soll die optimale Dosierung von Immunsuppressiva nach Nierentransplantation definieren.

Neuer Ansatz mittels TT-Virus

Einen wesentlichen Beitrag zu diesen Forschungen könnte das erst vor kurzem entdeckte TT-Virus leisten. Dieser Virusstamm, der interessanterweise keine bekannte Krankheit auslöst, befindet sich im Blut von beinahe jedem gesunden Menschen – und auch bei Patientinnen und Patienten, die auf eine Spenderniere angewiesen sind. Bei Menschen mit einem starken Immunsystem ist der TT-Virus im Blut eher niedrig, bei Transplantierten geht dies mit einem erhöhten Abstoßungsrisiko einher. Hat ein Mensch ein schwaches Immunsystem, so ist der TT-Virus im Blut höher, was aber auch bedeutet, dass das Risiko einer Infektion höher ist. Der innovative Ansatz dieses Projektes möchte genau diese Umstände nutzen: Die Immunsuppression soll nicht mehr wie bislang üblich nach Medikamentenspiegel oder Körpergewicht dosiert werden, sondern nach „Spiegeln“ (genauer gesagt: Kopienzahl, engl.: copies) des TT-Virus im Blut. So soll für jeden Patienten individualisiert ein Mittelweg zwischen Organabstoßung und Infektionsrisiko gefunden werden. „“Mit dieser Erkenntnis des Projektes TTV GUIDE TX wird es in Zukunft einfacher für Ärztinnen und Ärzte sein, bei Patientinnen und Patienten die optimale Dosis der immunsuppressiven Medikamente einzustellen. Das könnte weniger Nierenabstoßungen und auch weniger Infektionen nach einer Transplantation bedeuten““, sagt Prim. Priv.-Doz. Dr. Cejka.

Die Zukunft der Steuerung der Immunsuppression

Das Projekt TTV GUIDE TX wurde im Mai 2021 gestartet. Die dazugehörige, großangelegte klinische Studie soll im Laufe der nächsten 6-12 Monate beginnen. In Zukunft könnte der Ansatz der Steuerung der Immunsuppression nach TTV-copies nicht nur für Nierentransplantationen, sondern auch für Herz-, Lungen- Leber- und Knochenmarkstransplantationen sowie Autoimmun- und Krebserkrankungen von Bedeutung sein.

Einziges Nierentransplantationszentrum in Oberösterreich

In Oberösterreich ist das Ordensklinikum Linz Elisabethinen das einzige Spital, in dem Nieren-Transplantationen durchgeführt werden. Die Transplantation einer Niere ist eine hoch komplexe Behandlung, die nur an vier Zentren in Österreich durchgeführt wird: an den Universitätskliniken Wien, Graz und Innsbruck sowie im Ordensklinikum Linz Elisabethinen.