13. Oktober 2024

RAEVENIRE Gesundheitstage: Empfehlungen an die neue Regierung
Vom 9. bis 11. Oktober trafen sich die Top-Akteure des Gesundheitswesens im Rahmen der 9. PRAEVENIRE Gesundheitstage im Schloss Esterházy
Wien/Eisenstadt (OTS) – Ziel war es, neue Impulse für eine bessere Gesundheitsversorgung zu erarbeiten. Die brennenden Themenschwerpunkte der hochkarätigen besetzten Expertengespräche, Keynotes und Podiumsdiskussionen waren gesunde Lebensjahre, Vorsorge, Früherkennung und Versorgung in der Onkologie, Spital 2030 und die Versorgung auf Kassenbasis. Zusätzlich wurden in Sessions die Themen Hirngesundheit – Fokus Demenz, Nudging – Gewohnheiten leichter ändern und Digital Health diskutiert.
Entscheidungsträger:innen und Vordenkerinnen und Vordenker des heimischen Gesundheitswesens haben die Herausforderungen für ein zukunftsfähiges Gesundheitssystem diskutiert und waren sich einig, dass es eine Reihe von Umsetzungen statt Plänen braucht.
Fehlende Präventionsmaßnahmen
Bei steigender Lebenserwartung zeigt Österreichs Gesundheitssystem Reformbedarf, denn im Durchschnitt leben die Österreicher:innen nur 64 Jahre in Gesundheit. Präventionsmaßnahmen, die Vernetzung ambulanter und stationärer Versorgung und die Nutzung digitaler Angebote fehlen.
Die wichtigsten Empfehlungen an die neue Regierung:
„Wir müssen endlich handeln, um allen Kindern ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen – unabhängig vom sozioökonomischen Status.“
Prim. Dr. Sonja Gobara, MSc, Ambulatorium Sonnenschein
„Die Patientinnen und Patienten müssen die bestmögliche Versorgung bekommen, daher fordern wir 1.000 Kassenstellen mehr.“
OMR Dr. Johannes Steinhart, Ärztekammer für Wien
„Health in All Policies funktioniert nur mit einem Patientenbeteiligungsgesetz, das die Basisfinanzierung von Patientenorganisationen sicherstellt, um eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe zu ermöglichen.“
Angelika Widhalm, Bundesverband Selbsthilfe Österreich, BVSHOE
„Es braucht ein Recht auf häusliche Pflege und ein recht auf stationäre Langzeitpflege mit einer bundesweit einheitlichen Finanzierung – Betroffene dürfen keine Bittsteller sein.“
Michael Tesar, Geschäftsführer curaplus
„Es braucht mehr Geld im öffentlichen Gesundheitssystem -wir liegen bei den Ausgaben nur im OECD-Mittelfeld. Dass Menschen 23 % der Gesundheitskosten selbst tragen, ist untragbar. Der Ausbau der ambulanten Versorgung muss vorangetrieben werden. Einheitliche Leistungen und Honorare sind durch einen ärztlichen Gesamtvertrag sicherzustellen. Psychosoziale, Diabetes- und Frauengesundheitszentren sowie 300 Primärversorgungszentren müssen bis 2030 umgesetzt werden.“
Andreas Huss, MBA, Dachverband der Sozialversicherungsträger
„Kindergesundheit und Kinderschutz müssen präventiv gedacht werden, damit sie wirken.“
Mag. Hedwig Wölfl, die möwe
„Die Finanzierung von Prävention, Versorgung und Rehabilitation muss mit einer ‚Kinder- und Jugendgesundheitsmilliarde‘ gesichert sein – und dafür braucht es in der Regierung zur Sicherstellung ein Staatssekretariat Kinder- und Jugendgesundheit, das ressortübergreifend agiert.“
Markus Wieser, Förderverein Kinder- und Jugendlichenrehabilitation in Österreich
„Wir brauchen die Überwindung der Sektorengrenzen in der Gesundheitsversorgung, einen einheitlichen und restriktionsfreien Zugang für alle Arten von Gesundheitseinrichtungen sowie eine Patientenlenkung durch Anreize. Nur so schaffen wir eine vernetzte, integrierte und multiprofessionelle Gesundheitsversorgung.“
Mag. Karl Lehner, MBA, Oberösterr. Gesundheitsholding, OÖG
„Wir brauchen mehr Wissenschaft und mehr konkrete Maßnahmen im Bereich Prävention und Ernährung. Evidenzbasierte Maßnahmen sind vorhanden – wir müssen sie nur umsetzen.“
Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm, Österr. Akademisches Institut für Ernährungsmedizin, ÖAIE
„Wir fordern die rasche gesetzliche Anerkennung der Osteopathie, ein eigenständiges Berufsbild, verbindliche Ausbildungsstandards, Kostenersatz durch die Sozialversicherung und eine gesetzliche Standesvertretung. Die aktuelle Situation verknappt unnötig das Angebot an Gesundheitsdienstleistungen.“
Margit Halbfurter, M.Sc. D.O., Österr. Gesellschaft für Osteopathie, OEGO
„Niedergelassene Pflege soll durch Honorierung der freiberuflichen Pflege gestärkt werden.“
Mag. Elisabeth Potzmann, Österr. Gesundheits- und Krankenpflegeverband
„Unser Gesundheitswesen leidet nicht unter Mangel, sondern unter ineffizienter Nutzung der Ressourcen. Reformen sollten sich am Bedarf orientieren, nicht an Einzelinteressen. Anreizmodelle können zur Förderung der Eigenverantwortung und Patientenlenkung beitragen.“
Dir. Dr. Michael Müller, Sozialversicherung der Selbständigen, SVS
„Das neue Fach Sportmedizin kann, soll und wird die Prävention auf ein neues Level heben. Deshalb ist die rasche Implementierung dieses Faches in Österreich dringend notwendig.“
Prof. Dr. Norbert Bachl, Sportmedizin
„Wir sind im 21. Jahrhundert, die Menschen und die Medizin und Medizintechnik haben sich geändert. Vollziehen wir endlich den Paradigmenwechsle und versorgen wir die Menschen so, wie wir es können und wie sie es brauchen.“
Josef Zellhofer, Younion
„Wir empfehlen der Regierung, die patientenzentrierte Diagnosedokumentation mittels SNOMED als Leuchtturmprojekt der Digitalisierung zu priorisieren, da dies die Umsetzung des geforderten Patient Summary ermöglicht.“
Dr. Franz Leisch, Verein PRAEVENIRE
Prof. Dr. Reinhard Riedl, Vorstand Verein PRAEVENIRE, bedankte sich für die konstruktiven Beiträge und Diskussionen und ergänzte: „Unsere Mission bei PRAEVENIRE ist es, im Stakeholder-Dialog herauszufinden, welche Lösungen das Commitment aller Beteiligten genießen, diese herauszuarbeiten und sie den zuständigen Regierungsverantwortlichen zu präsentieren.