13. Oktober 2025

Scharfer Protest der Seniorenvertreter gegen Forderung des Gemeindebundes den 13. und 14. Pensionsbezug einzubehalten
Gerstorfer (SPÖ) kritisiert unfairen Vergleich von Gemeindebundpräsident Pressl und fordert Reform der Zahlungsflüsse. Koresc (ÖVP): Auch Menschen in Pflegeheimen haben persönliche Wünsche und Bedürfnisse
Wien (OTS) – Birgit Gerstorfer, Präsidentin des Pensionistenverbandes Österreichs (PVÖ), kritisiert die in der Pressestunde von Gemeindebundpräsident Johannes Pressl erneut angestoßene Diskussion scharf: „Die vorgeschlagene Einbeziehung des 13. und 14. Pensionsbezugs zur Pflegefinanzierung wird vom Pensionistenverband Österreich gänzlich abgelehnt. Der Vergleich mit der 24-Stunden-Betreuung durch den Gemeindebundpräsidenten bezeichnet Gerstorfer als ungerecht als einen „komplett unfairen und unzulässigen Vergleich“. Die 24-Stunden-Pflege wird nur von finanziell besser gestellten Haushalten in Anspruch genommen, die zumeist über ausreichend große Wohnungen oder Häuser verfügen. Für kleine Einkommen ist dieser Versorgungsweg schlicht nicht möglich und kleine Wohnungen lassen eine 24-Stunden-Betreuung nicht zu.“
Lebenshaltungskosten: Sonderzahlungen dienen nicht der Pflege
Gerstorfer betont, dass Kosten wie Mieten oder Lebensmittel auch bei Pflegebedürftigen nur zwölfmal pro Jahr anfallen: „Weder Mieten noch alltägliche Ausgaben wie Essen werden 14 Mal jährlich bezahlt. Die Sonderzahlungen sind für Weihnachten und Urlaub gedacht und gehören zum gewohnten Lebensrhythmus. Sie werden traditionell als zusätzlicher finanzieller Spielraum genutzt, der ohnehin meistens sehr gering ist.“ Hier ist der Vergleich mit anderen Pensionsbeziehenden angebracht, so die Verbandspräsidentin.
Forderung nach Strukturreform statt Kürzungen
„Der Lösungsansatz muss vielmehr sein, die Zahlungsflüsse in den Bundesländern zu hinterfragen und die Zuständigkeiten bei der Organisation und Finanzierung von Pflegeleistungen grundsätzlich neu zu ordnen. Eine Flickwerklösung zu Lasten der Älteren ist sozial und sachlich nicht zu vertreten“, so Gerstorfer weiter. Sie fordert stattdessen die lange versprochene und dringend benötigte Reform, bei der die Pflegebestimmungen klar und gerecht zwischen Bund und Ländern organisiert werden und endlich auch Bundesländergrenzen und Bezirksgrenzen keine Hürden mehr darstellen.
Konsequenzen für Mindestpensionisten
Würde der 13. und 14. Pensionsbezug gestrichen, hätten Mindestpensionist*innen jährlich ein Minus von 1.934 Euro zu verkraften; bei höheren Pensionen wären gar bis zu 5.500 Euro betroffen. Das sind Einkommensverluste, die genau die Aufbau-Generation der aktiven Nachkriegszeit treffen würden – eine völlig unakzeptable Benachteiligung.
Korosec (ÖVP): Finger weg vom 13. und 14. Pensionsbezug zur Pflegefinanzierung!
Seniorenbundpräsidentin gegen erneuten Vorstoß des Gemeindebunds
Seniorenbundpräsidentin Ingrid Korosec kritisiert den erneuten Vorstoß von Gemeindebundpräsident Johannes Pressl, den 13. und 14. Pensionsbezug in die Pflegefinanzierung einzubeziehen: „Das kommt für uns nicht in Frage. Auch Menschen in Pflegeheimen haben persönliche Wünsche und Bedürfnisse. Ihnen durch eine solche Pensionskürzung ihre finanzielle Freiheit wegzunehmen, ist würdelos und herzlos – und daher inakzeptabel.“
Derzeit müssen Menschen, die in Pflegeheimen wohnen, 80 Prozent ihrer Pension für die Unterbringung verwenden, die restlichen 20 Prozent sowie den 13. und 14. Pensionsbezug dürfen sie als „Taschengeld“ behalten. „Im Pflegebereich gespart werden musss in den Strukturen und nicht bei den Patientinnen und Patienten“, sagt Korosec. Nötig sei mehr Zusammenarbeit statt Streitigkeiten über Zuständigkeiten, eine klare Finanzierung statt komplizierter Zahlungsströme und Systeme, die sich an den Menschen orientieren – nicht an Paragrafen.