5. Juni 2021
Serie zum Tag der Organspende: Wollen wir darüber reden oder nachdenken?
Wollen wir darüber reden oder nachdenken? von ÖNN-Herausgeber Claus Pohnitzer
Wenn ich einen Hubschrauber über mir höre, denke ich darüber nach, ob es ein Notarzthubschrauber ist.Wenn ich einen Rettungswagen oder Notarztwagen mit Blaulicht sehe, mache ich mir Gedanken, wer transportiert wird.Wenn ich an einer Unfallstelle vorbeifahre, überlege ich, wie es den Unfallopfern geht.Wenn ich in den Nachrichten Unfälle mit Personenschäden sehe, dann finde ich es bei Fremden ebenso bedrückend, als wären es Freunde.Warum ich mir da besonders Gedanken mache? Weil ich am 5. Mai 2013 eine Niere transplantiert bekam. Von einem Menschen, der zuvor wahrscheinlich unvermittelt und zu früh aus dem Leben gerissen wurde. Für die Angehörigen und Freunde gibt es keinen Trost. Aber vielleicht hilft der Gedanke, dass ihre Tochter, ihr Sohn, ihre Schwester, ihr Bruder,ihre Tante, ihr Onkel oder ihre Mutter oder ihr Vater bis zu 8 Personen ermöglicht hat weiterzuleben.Organspende und Transplantation retten Leben.
Viele Menschen in Österreich leiden an einer chronischen Krankheit. Die meisten davon wissen noch nichts davon. Einige von Ihnen werden im Laufe ihres Lebens ein Spenderorgan benötigen.Heute am Tag der Organspende wäre es angebracht, einmal über Organspende und Transplantation nachzudenken, sich selbst bewusst zu werden, was das für sich selbst und die Mitmenschen bedeutet. Und ja, auch über die Entscheidung nachzudenken, will ich oder will ich nicht nach dem Tod meine Organe spenden und damit eine letzte gigantisch gute Tat setzen.
Jedes Jahr wird mehrmals an die OrganspenderInnen in verschiedenster Weise gedacht, meist in Dankesmessen. OrganspenderInnen bleiben ein weiteres Leben lang in dankbarer Erinnerung.Falls Sie Fragen haben, melden Sie sich bei den zuständigen Stellen, den Betroffenen-Organisationen (ARGE Niere Österreich, Verband der Herz- und Lungentransplantierten,Verein der Lebertransplantierten Österreichs) oder bei dem Arzt oder der Ärztin Ihres Vertrauens. Danke!Claus Pohnitzer
Wollen wir darüber reden oder nachdenken? von ÖNN-Chefredakteurin Ursula Charwat
20 geschenkte Jahre! Ja, gebe es die Organspende nicht, dann wäre ich schon lange nicht mehr. Ohne diese unfassbaren Geschenke – Organspenden – wären viele wertvolle Menschen rund um mich nicht mehr am Leben. Ohne die Fortschritte in der Medizin unddas Geschick meiner ÄrztInnen, könnte ich vieles, was mir am Herzen liegt, heute nicht machen. Endlich wieder Zukunftspläne schmieden und nicht mehr meine Träume an den Nagel hängen müssen. Viele Menschen werden mittlerweile chronisch krank oder haben einen Unfall und wissen heute noch gar nicht, welche medizinischen Eingriffe und Therapien sie später benötigen werden. In vielen Religionen wird die Organspende als ein Akt der Nächstenliebe verstanden. Und genau dafür bin ich als Organempfängerin sehr dankbar. Heute am Tag der Organspende wäre es angebracht, einmal über Organspende und Transplantation nachzudenken, sich selbst bewusst zu werden, was das für sich selbst und die Mitmenschen bedeutet. Und ja, auch über die Entscheidung nachzudenken, will ich oder will ich nicht nach dem Tod meine Organe spenden und damit eine letzte gigantisch gute Tat setzen. Jedes Jahr wird mehrmals an die OrganspenderInnen in verschiedenster Weise gedacht, meist in Dankesmessen. OrganspenderInnen bleiben ein weiteres Leben lang in dankbarer Erinnerung.
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Wollen wir darüber reden oder nachdenken? von Egon Saurer, Obmann Nephro Tirol
Bereits mit 16 Jahren zog ich mir vermutlich durch eine verschleppte Angina nach einem Fußballspiel eine Nierenerkrankung zu, die sich später mit 30 Jahren in ihrer ganzen Dramaturgie zeigte: Sationäre Aufnahme direkt vom Büro in die Innsbrucker Universitätsklinik mit einem Kreatininwert von über 6; Behandlung mit hochdosierter Kortionstherapie; mehrere Wochen intubiert in der Innsbrucker Intensivsation. Sechs Jahre später dialysepflichtig und am 13.6.2001 erfolgreich bis heute mit einer Spenderniere transplantiert. Seit 20 Jahren darf ich mehr oder weniger erfolgreich mit einem Spenderorgan leben: Ich kann jeden Tag nicht genug danken und dankbar sein, dass mir in meinem Leben mehrmals das „Leben geschenkt“ wurde. Gebe es die moderne High-Tech-Medizin nicht, wäre ich wahrscheinlich mit 30 Jahren verstorben. Und ich muss meine Dankbarkeit noch viel präziser zum Ausdruck bringen: Gebe es weder Dialyse noch die Transplantation, wäre ich eben nicht mehr am Leben und für das Leben bin ich eben in aller Form dankbar: Gesunde Ernährung, schonender Umgang mit der Natur, kein Nikotin und nur mäßig Alkohol sollen dazu beitragen, jeden Tag das Leben in seiner Vielfalt zu genießen.
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