17. April 2019
Geplante Schließung von Tiroler Krankenhaus im Kreuzfeuer der Kritik
Ärztekammer, AK, Betriebsrat und Gewerkschaft gegen Schließung des Spitals Natters
(VNT/APA) Innsbruck/Natters – Die vom Tiroler Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) geplante Schließung des Krankenhauses Natters im Rahmen einer umfassenden Spitalsreform steht weiter im Kreuzfeuer der Kritik. Nicht nur Ärztekammer, Arbeiterkammer, Betriebsrat und Gewerkschaft traten bisher teils vehement gegen eine Schließung auf, auch der Großteil der Oppositionsparteien – bis auf die Neos – sprachen sich dagegen aus.
Geht es nach den Plänen des Gesundheitslandesrates sollen die medizinischen Leistungen der Sonderkrankenanstalt Natters nahe der Landeshauptstadt nach Innsbruck und Hall (alle Teil der tirol kliniken, Anm.) verlegt werden. Die Pulmologie soll zukünftig am Landeskrankenhaus Innsbruck, die Nachversorgung und die Innere Medizin in Hall angesiedelt sein. Tilg gab gleichzeitig allen in Natters Beschäftigten eine Jobgarantie.
Vehementer Widerstand
Diese Pläne lösten beim Betriebsrat des Krankenhauses jedoch vehementen Widerstand aus. Man zweifelte an deren Sinnhaftigkeit, da es an der Innsbrucker Klinik ohnehin zu wenig Platz gebe. Zuletzt hatte der Betriebsrat mit geplanten Kampfmaßnahmen aufhorchen lassen. So wurde laut Medienberichten für Mitte Mai eine Demonstration angekündigt, sollte Tilg nicht einlenken. Auch Streiks wurden nicht ausgeschlossen. Zudem wurde eine Online-Petition, die am Dienstagnachmittag bereits rund 10.000 Personen unterzeichnet hatten, sowie mehrere Unterschriftenlisten ins Leben gerufen.
Die Tiroler Ärztekammer bezeichnete die geplante Schließung des Landeskrankenhauses (LKH) Natters als „unverständlichen Schnellschuss“. Damit soll eine „gut eingespielte interdisziplinäre Einrichtung filetiert und auf verschiedene Standorte verteilt werden“, lautete die Kritik. Vizepräsident Klaus Kapelari stellte die Frage in den Raum, wie man die „Natterer Pulmologie“, eine Abteilung mit 104 Betten in der Innsbrucker Klinik unterbringen will, wenn man erst kürzlich die Kinder- und Jugendpsychiatrie wegen des zusätzlichen Platzbedarfs von 21 Betten von Innsbruck nach Hall verlegen musste.
Aufwertung statt Schließung
Indes meldete sich Transitforum-Obmann Fritz Gurgiser mit einem Vorschlag zu Wort. Der „Top-Medizin-Standort“ Natters solle mit der Integration des bisher in Wiesing (Bezirk Schwaz) geplanten Kinder-Reha-Zentrums für Tirol und Vorarlberg aufgewertet und nicht geschlossen werden, so Gurgiser. Denn genau dafür biete sich das LKH Natters „in bester, ruhiger Lage“ an und im Gegensatz zu Wiesing sei auch eine Top-Infrastruktur in der Versorgung in allen notwendigen Bereichen bereits vorhanden und gegeben. Der ÄK-Präsident Artur Wechselberger bezeichnete dies als „wertvollen und diskussionswürdigen Vorschlag“.
Scharfe Kritik an der Informationspolitik des Gesundheitslandesrates hagelt es seit Wochen seitens der Arbeiterkammer und der Oppositionsparteien. Die Meldung über die Schließung des Krankenhauses sei überfallsartig gekommen und Tilg habe die Öffentlichkeit vor vollendete Tatsachen gestellt, kritisierte der schwarze AK-Präsident Erwin Zangerl. Auch die Oppositionsparteien bezeichneten die Kommunikation durch den Gesundheitslandesrat als „Desaster“. Während Liste Fritz, FPÖ und SPÖ die Schließung des LKH Natters ablehnten, standen die NEOS „grundsätzlich“ hinter den Plänen des Gesundheitslandesrates.
Tilg präsentierte indes Pläne zur Nachnutzung des Areals in Natters. Laut Medienberichten soll eine Pflegeeinrichtung für Personen unter 65 Jahren entstehen. Auch für pflegebedürftige Menschen mit Behinderung und für die Übergangs- bzw. Kurzzeitpflege soll in Natters ein Angebot geschaffen werden. Das Land soll laut Tilg Träger dieser Pflegeklinik sein.