Hämodialyse (HD)

Indikationen für eine Dialyse

Die erste Blutwäsche fand im Jahr 1924 in Gießen statt. Zum Durchbruch des Verfahrens kam es jedoch erst 1945, als der niederländische Internist Willem Kolff (1911-2009) ein Trommeldialysegerät entwickelte
Die erste Blutwäsche fand im Jahr 1924 in Gießen statt. Zum Durchbruch des Verfahrens kam es jedoch erst 1945, als der niederländische Internist Willem Kolff (1911-2009) ein Trommeldialysegerät entwickelte

Eine Dialyse ist notwendig, wenn die Nieren nicht mehr in der Lage sind, schädliche Substanzen aus dem Körper herauszufiltern. In den meisten Fällen erfolgt eine regelmäßige Dialyse bei chronischem Nierenversagen. Hervorgerufen wird eine Niereninsuffizienz durch Erkrankungen wie eine Nierenentzündung, Bluthochdruck oder Harnwegsverengungen. Aber auch die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) kann Nierenversagen auslösen. Ärzte sprechen dann von einer diabetischen Nephropathie.

Mitunter wird eine Dialyse auch bei akutem Nierenversagen vorgenommen. Die Blutwäsche erfolgt dann nur für kurze Zeit. Darüber hinaus lässt sich eine Dialyse bei bestimmten Vergiftungen durchführen. So werden die toxischen Stoffe auf diese Weise schneller aus dem Körper geschwemmt.

Geschichte der Dialyse

Die erste Blutwäsche fand im Jahr 1924 in Gießen statt. Zum Durchbruch des Verfahrens kam es jedoch erst 1945, als der niederländische Internist Willem Kolff (1911-2009) ein Trommeldialysegerät entwickelte, das über Zellophan-Schläuche als Dialysemembran verfügte. Durch die Membran ließ sich eine kontrollierte Blutreinigung vornehmen.

Noch besser ausgestattet war das 1946 entwickelte Dialysegerät des schwedischen Mediziners Nils Alwall (1904-1986). So konnte mit diesem Gerät auch Ödemflüssigkeit aus Gewebe und Lungen ausgeschwemmt werden.

Dialyseverfahren

Im Rahmen einer Dialyse filtert man das Blut durch eine Membran. Auf der einen Seite der Membran befindet sich das Blut und auf der anderen Seite eine spezielle Dialyselösung.

Es gibt verschiedene Dialyseverfahren. Am häufigsten zur Anwendung kommt die Hämodialyse, bei der ein spezieller Zugang am Arm gelegt wird. Weitere Dialysemethoden sind die Hämofiltration, die Hämodiafiltration sowie die Hämoperfusion und die Peritonealdialyse. Von einer Heimdialyse spricht man, wenn die Blutwäsche vom Patienten in den eigenen vier Wänden selbst durchgeführt wird. Als Dialyseverfahren erster Wahl gilt die Hämodialyse. So wird diese Methode in Deutschland am häufigsten angewandt.

Wirkungsprinzip

Im Rahmen einer Hämodialyse leitet man das Blut über einen Zugang am Arm, den man als Shunt bezeichnet, aus dem Organismus in das Dialysegerät. Dort wird das Blut dann von toxischen Stoffen gereinigt und gelangt schließlich wieder zurück in den Körper.
Das Hämodialysegerät verfügt über eine semipermeable Membran, die nur für bestimmte Substanzen durchlässig ist. Die Membran befindet sich zwischen dem abgeleiteten Blut und der separaten Reinigungslösung. In der Regel erfolgt eine Hämodialyse dreimal in der Woche und dauert mehrere Stunden. Die Durchführung erfolgt zumeist in einem Dialysezentrum.

Anwendungsgebiete

Durchgeführt wird eine Hämodialyse bei einer Niereninsuffizienz. Diese kann sowohl akut als auch chronisch sein. Dabei kommt es zur Ansammlung von Salzen, Wasser und giftigen Stoffen, die sich nur durch eine Blutwäsche entfernen lassen. Darüber hinaus wird sie angewandt, wenn eine Vergiftung mit bestimmten Stoffen wie Lithium, Acetylsalicylsäure oder Alkohol vorliegt.

Durchführung

Die Hämodialyse erfolgt mithilfe eines externen Geräts, das man auch als künstliche Niere bezeichnet. Dabei leitet man das Blut des Patienten zunächst in das Dialysegerät und führt es dann nach der Reinigung wieder zurück in den Organismus. Um das Blut schneller gerinnen zu lassen, erhält es Heparin.

Osmose

Ausgestattet ist das Dialysegerät mit zahlreichen feinen Röhrchen, auch Kapillaren genannt, die zum Transport des Blutes dienen. Umhüllt werden die Kapillaren von einer semipermeablen Membran. Dabei handelt es sich um eine dünne Trennschicht, die über feine Poren verfügt. Diese sind nur für bestimmte Substanzen durchlässig. Dagegen kommen Teilchen, die zu groß sind, wie zum Beispiel Eiweiße oder Blutzellen, nicht durch die Membran. Während das Blut des Patienten in Richtung Membran gelangt, fließt auf der anderen Seite die Reinigungslösung. So erfolgt die Blutwäsche über den Ausgleich der Stoffe, was man auch als Osmose bezeichnet.

Fällt der Gehalt eines Stoffes im Blut größer aus als in der Reinigungsflüssigkeit, findet ein Ausgleichvorgang statt. Auf diese Weise lassen sich harnpflichtige Substanzen wie Harnsäure, Harnstoff, Kreatinin, Elektrolyte wie Phosphat und Kalium sowie giftige Stoffe dem Blut entziehen. Es ist aber auch möglich, dem Blut bestimmte Elektrolyte beizumischen. Auch überschüssiges Wasser im Blut lässt sich im Rahmen einer Hämodialyse ausleiten.

Shunt

Muss die Hämodialyse regelmäßig durchgeführt werden, legt man in der Regel am Unterarm einen so genannten Shunt. Dabei handelt es sich um eine Verbindung zwischen einer Vene und einer Arterie. Dadurch lässt sich mehr Blut entnehmen und zurückleiten.
Dies hat den Vorteil, dass weniger Zeit für den Dialysevorgang benötigt wird. Darüber hinaus ist es leichter, das Blutgefäß anzustechen.

Kunststoffschlauch oder zantraler Venenkatheter

Eine weitere Möglichkeit für einen Dialysezugang ist der Einsatz eines Schlauches aus Kunststoff. Diesen legt man entweder zwischen einer Arterie und einer Vene oder in einen Arterienverlauf an. Eine weitere Option stellt das Einführen eines zentralen Venenkatheters über eine Halsvene dar. Diese Verbindung verläuft bis zur Hohlvene in Herznähe. Auf diese Weise kann die Hämodialyse sofort durchgeführt werden. Ein Nachteil dieser Methode ist jedoch, dass sich der Katheter nicht langfristig verwenden lässt.

Zeitaufwand

Die Durchführung einer Hämodialyse nimmt etwa vier bis fünf Stunden in Anspruch. Bei den meisten Patienten findet sie dreimal wöchentlich in einem speziellen Dialysezentrum durch geschultes Fachpersonal statt. Verfügt der Patient jedoch über ausreichende Kenntnisse, kann er die Hämodialyse zu Hause auch selbst vornehmen, was man als Heimdialyse bezeichnet.

Mögliche Risiken

Die Hämodialyse ist zwar nicht frei von Risiken, zu Komplikationen kommt es jedoch nur selten. Mögliche unerwünschte Nachwirkungen können Blutungen, Vernarbungen oder Infektionen an der Einstichstelle sein. Darüber hinaus ist es denkbar, dass sich das Shunt-Gefäß durch ein Blutgerinnsel verschließt. Um langfristige Schäden an den Nieren zu vermeiden, ist es wichtig, dass sich die Patienten an eine bestimmte Ernährungsweise halten und nur in begrenztem Maße Flüssigkeit aufnehmen.

Grundsätzlich ermöglicht die Hämodialyse ein relativ langes Leben sowie eine gute Lebensqualität. Verzichtet werden kann auf eine dauerhafte Dialyse nur durch eine Nierentransplantation. Ähnlich wie bei der Hämodialyse leitet man auch bei der Hämofiltration Blut aus dem Körper, welches dann in einem speziellen Gerät gereinigt wird. Dabei kommt jedoch keine Reinigungslösung zur Anwendung. Stattdessen beseitigt man einen Teil der Flüssigkeit mitsamt den Giftstoffen durch eine Membran, die über größere Poren verfügt. Ermöglicht wird dieser Vorgang durch Druckunterschiede. Um die entfernte Flüssigkeit wieder zu ersetzen, erhält der Körper eine bestimmte Menge an Elektrolytlösungen.

Die Hämofiltration

Die Hämofiltration zählt im Vergleich zu den anderen Dialyseverfahren zu den selteneren Blutwäsche-Methoden. Zur Anwendung kommt sie vor allem bei akutem Nierenversagen.
So hat die Hämofiltration den Vorteil, das Blutdruck und Volumen präzise geregelt werden können. Sie gilt als gut geeignet für Patienten, die unter einem Flüssigkeitsüberschuss oder Kreislaufproblemen leiden. Häufige Indikationen für eine Hämofiltration sind Lungenödeme, Schockzustände oder Multiorganversagen. Aber auch bei Vergiftungen hat sich das Verfahren bewährt.

Die Effizienz der Hämofiltration gilt als ähnlich gut wie bei einer Hämodialyse. Ein Vorteil des Verfahrens ist, dass sich damit sogar mehr Stoffe aus dem Blut entfernen lassen als bei der herkömmlichen Blutwäsche.

Durchführung

Bei der Hämofiltration schließt man den Patienten an ein Gerät an, das wie eine künstliche Niere arbeitet. Über eine Hohlnadel wird das Blut zum Hämofiltrations-Gerät geleitet. Über einen weiteren Zugang kann es dann wieder in den Körper zurückfließen.
Innerhalb des Geräts durchquert das Blut zahlreiche Kapillaren. Ebenso wie bei einem herkömmlichen Dialyse-Gerät verfügen diese Röhrchen über eine Membran mit feinen Poren. Diese sind jedoch deutlich größer als bei den anderen Geräten.

Ein Druckunterschied ermöglicht es, Flüssigkeit aus dem Blut auf die gegenüberliegende Seite des Hämofiltrations-Geräts zu transportieren. Dabei bleiben jedoch Blutzellen und Eiweiße im Blut zurück, während andere Stoffe die Poren der Membran durchqueren können. Auf diese Weise lassen sich toxische Stoffe aussortieren. Gleichzeitig wird das Blutvolumen reduziert. Der Druck innerhalb des Blutes kommt in erster Linie durch die Schwerkraft zustande. Das heißt, dass eine Tieflagerung des Filtersystems gegenüber dem Körper des Patienten erfolgt.

Um ein Austrocknen des Körpers zu verhindern, führt man ihm eine bestimmte Menge an Flüssigkeit wieder zu. Dabei handelt es sich um eine Lösung aus diversen Elektrolyten. Außerdem erhält das Blut Heparin zur Gerinnungshemmung.

Zeitaufwand

Eine Hämofiltration kann mindestens 24 Stunden lang durchgeführt werden. Sie lässt sich aber auch nach einigen Stunden mehrmals wiederholen. Zum Anschluss des Schlauchsystems legt man eine Kanüle in eine Armvene an. Der Patient liegt während der Dialyse auf einem Bett. Im Verlauf der Hämofiltration überwacht das ärztliche Personal den Fortschritt der Blutwäsche und misst unterschiedliche Parameter.
Mögliche Komplikationen

Mögliche Komplikationen bei einer Hämofiltration können Blutungen, Narben oder Infektionen an der Einstichstelle am Arm sein. Da sich während der Blutwäsche die Elektrolyte und der Säure-Basen-Haushalt verändern, ist ein rasches Absinken des Blutdrucks möglich. Außerdem kann es zum Rückgang der Körpertemperatur kommen, weil das Blut außerhalb des Organismus abgekühlt wird.

Die Hämodiafiltration

Als Hämodiafiltration bezeichnet man eine Mischung aus Hämodialyse und Hämofiltration. Mit diesem Verfahren lassen sich giftige Stoffe effizienter aus dem Organismus entfernen. Darüber hinaus ist eine bessere Regelung des Flüssigkeitshaushaltes möglich.

Indikationen

Zur Anwendung kommt die Hämodiafiltration vor allem bei chronischer Niereninsuffizienz. Die Methode gilt als besonders gut geeignet für Patienten, die unter Herzkrankheiten, Kreislaufbeschwerden oder Bluthochdruck leiden.

Durchführung

Bei der Hämodiafiltration werden Hämodialyse und Hämofiltration miteinander verbunden. Dabei können beide Abläufe am gleichen Dialysegerät erfolgen. Über eine Hohlnadel, die man am Arm des Patienten anbringt, fließt das Blut in das Gerät und gelangt durch einen weiteren Zugang wieder zurück in den Körper. Soll die Dialyse langfristig durchgeführt werden, erhält der Patient meist einen Shunt, da dieser sich besser anstechen lässt. Mithilfe einer Pumpvorrichtung kann man den Blutfluss durch das Dialyse-Gerät verstärken.

Innerhalb des Hämodiafiltrations-Gerätes durchquert das Blut zahlreiche kleine Röhrchen. Durch eine Membran wird es von der Reinigungsflüssigkeit getrennt. Diese Membran ist mit Poren ausgestattet, die die verschiedenen Giftstoffe sowie überschüssige Flüssigkeit ausfiltern. Die verlorene Menge an Flüssigkeit ersetzt man mit einer Salzlösung, deren Menge genauestens berechnet wird. In der Regel erfolgt eine Hämodiafiltration dreimal in der Woche. Genau wie bei den anderen Verfahren dauert die Prozedur etwa 4-5 Stunden, die der Patient in einem Bett verbringt.

Mögliche Komplikationen

Auch bei einer Hämodiafiltration können mitunter Komplikationen auftreten. Dabei handelt es sich zumeist um Vernarbungen, Blutungen oder Infektionen. Außerdem sind Abweichungen der normalen Elektrolytwerte oder des Säure-Basen-Haushaltes möglich. In seltenen Fällen werden die roten Blutkörperchen zerstört.

Die Hämoperfusion

Die Hämoperfusion zählt nicht zu den Nierenersatzverfahren. Stattdessen wird sie zur Behandlung von Vergiftungen mit bestimmten Substanzen eingesetzt. Dazu gehören zum Beispiel Insektizide, Unkrautvernichtungsmittel, Pilzgifte oder bestimmte Arzneistoffe wie Theophyllin, Paracetamol, Carbamazepin, Biguanide oder Digoxin. Für eine erfolgreiche Behandlung muss sich das Gift jedoch im Blut befinden und nicht im Gewebe.

Durchführung

Durchgeführt wird eine Hämoperforation nur in speziellen Kliniken, die über eine entsprechende Ausstattung verfügen. Im Rahmen einer Hämoperfusion leitet man das Blut durch einen Filter, der Aktivkohle oder Austauschharz enthält. Diese beiden Stoffe sind in der Lage, bestimmte toxische Substanzen aufzunehmen. Dadurch lassen sich die Giftstoffe aus dem Blut entfernen und der Körper entgiften.

Der Transport des Blutes erfolgt über eine Kanüle sowie ein angeschlossenes Schlauchsystem. Durch eine Pumpvorrichtung ist es möglich, den Blutfluss zu verstärken. Schließlich gelangt das Blut zur Aktivkohle oder zum Austauschharz. Umhüllt wird die Aktivkohle von einer Membran. Für Giftstoffe ist die Membran passierbar, nicht jedoch für die Blutzellen.

Nach der Reinigung des Blutes fließt es über einen zweiten Zugang zurück in die Blutbahn des Organismus. Damit es nicht zu einer Blutgerinnung kommt, verabreicht man dem Patienten Heparin. Als Zugang zum Hämoperforations-System dienen entweder zwei Kanülen, die in eine Vene gelegt werden, oder ein zentraler Venenkatheter. Letzteren führt man bis zur Hohlvene im Herzbereich ein.

Zeitaufwand

Eine Hämoperfusion nimmt ungefähr 3-4 Stunden in Anspruch. Anschließend wird das System wieder entfernt. Während der Prozedur ist es erforderlich, dem Patienten wiederholt Blutproben zu entnehmen. Dadurch lässt sich feststellen, wie groß das Ausmaß der Vergiftung ist und ob die Behandlung wirkt.
Mögliche Komplikationen

Die möglichen Komplikationen bei einer Hämoperfusion sind ähnlich wie bei einer konventionellen Blutwäsche. So können an der Einstichstelle für die Kanülen Blutungen, Infektionen oder Narben auftreten. Außerdem besteht das Risiko einer verstärkten Blutungsneigung. Ferner ist es möglich, dass Wirkstoffe von Medikamenten neutralisiert werden, die eigentlich Nutzen für den Patienten haben. Ein Nachteil der Hämoperfusion ist, dass sie nur bei bestimmten giftigen Substanzen wirkt. Außerdem verringert sich nach einer gewissen Zeit die Entgiftungsleistung.