Tirol Beitrag

17. Mai 2018

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Menschliche Leber wird selbst zum Patienten: Neue Studie zeigt Verbesserungen

Ende April sind die Ergebnisse einer Studie der Universität Oxford veröffentlicht worden, die zeigen, dass der Einsatz von Maschinen, die Spenderlebern nach der Entnahme auf Körpertemperatur quasi am Leben erhalten, Vorteile bringen.

(VNT). Stefan Schneeberger, Leiter der Transplantationschirurgie an der Univ.-Klinik für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie (Direktor: D. Öfner-Velano) wurde vom Wissenschaftsjournal „Nature“ eingeladen, die Titelgeschichte der Printausgabe zu kommentieren.Die Aufbewahrung von Lebern bei Körpertemperatur nach der Entnahme könnte den Erfolg von Transplantationen und die Anzahl zur Verfügung stehender Organe erhöhen. Dies zeigen die Ergebnisse einer Studie, die an der Universität Oxford von David Nasralla und seinen KollegInnen durchgeführt wurde. Die Erkenntnisse der randomisierten Studie mit mehr als 200 PatientInnen sind vor kurzem in Nature veröffentlicht worden sind. Stefan Schneeberger ist von dem renommierten Wissenschaftsjournal eingeladen worden, die Ergebnisse in der Rubrik „NEWS & VIEWS“ zu erläutern.

Für den Leiter der Innsbrucker Transplantationschirurgie und derzeitigen Präsidenten der Europäischen Gesellschaft für Organtransplantationen (ESOT) ist dies eine Auszeichnung und Anerkennung. Innsbruck hatte Anfang Februar als erstes Zentrum weltweit ein Gerät zur „ex vivo Perfusion“ von Spenderlebern außerhalb des Körpers in den Routinebetrieb genommen. Das Gerät heißt „Metra“ und wurde unter anderem vom Leiter des Transplantationszentrums der Universität Oxford, Peter Friend, entwickelt. Der wissenschaftliche Austausch zwischen der Univ.-Klinik für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie der Medizinischen Universität Innsbruck und dem Transplantationszentrum der Universität Oxford ist eng. Die Innsbrucker Transplantationschirurgin Annemarie Weißenbacher absolviert ihr PhD-Studium dort und ist Co-Autorin der aktuellen in Nature veröffentlichen Studie.

In der aktuellen Studie von der Universität Oxford wurden zwei Aufbewahrungsmethoden miteinander verglichen: Die ForscherInnen haben untersucht, welche Auswirkungen, die Aufbewahrung einer Leber nach der Entnahme auf Eis im Vergleich zum Einsatz der neuen, maschinengesteuerten Methode hat. Bei dieser sogenannten normothermischen Maschinenperfusion (NMP) wird eine Spenderleber an ein Gerät angeschlossen, das für die Spenderleber ein ähnliches Umfeld wie im Körper erzeugt. Die sogenannte „ex vivo Perfusion“ erfolgt auf Körpertemperatur. Es wird keine künstliche Flüssigkeit, sondern Blut verwendet. Mit der Methode können Spenderlebern bis zu 24 Stunden aufbewahrt werden. Die aktuelle Studie belegt, die bereits im Zuge der Entwicklung gemachten wissenschaftlichen Erkenntnisse: Der durch die Aufbewahrung entstandene Schaden an den Spenderlebern ist wesentlich geringer, wenn das Organ an ein entsprechendes Gerät zur „ex vivo Perfusion“ angeschlossen wird. Darüber hinaus kann die Funktion einer Leber an dem Gerät überwacht, kontrolliert und sogar verbessert werden.

Revolutionäre Technik, die neue Möglichkeiten eröffnet

Für Stefan Schneeberger ist das revolutionäre an der neuen Technik, allerdings die Tatsache, dass die Leber quasi selbst zum Patienten wird. „Die Leber wird überwacht, versorgt und kann behandelt werden, wie ein Patient“, sagt Stefan Schneeberger. Dadurch kann das Organ nicht nur besser auf die Transplantation vorbereitet werden. So laufen bereits Studien, die untersuchen, wie lange es möglich ist, Organe sicher an den Geräten aufzubewahren. „Erste Ergebnisse zeigen, dass eine Transplantation auch noch nach 48 Stunden möglich ist“, meint Schneeberger. „In der Zeit könnte eine Leber nach der Entnahme auch behandelt, modifiziert und repartiert werden, bevor sie wieder transplantiert wird.“ Allerdings stellt die Einführung der neuen Methode auch eine Herausforderung dar: So muss die klinische Routine umgeändert werden und die molekularen Vorgänge in den Spenderlebern während der Maschinenperfusion sollten in weiteren Studien untersucht werden. „Die aktuellen Ergebnisse aus Oxford sind allerdings so vielversprechend, dass weitere Forschungsarbeit auf diesem Gebiet begünstigt werden.“