3. Mai 2022
Ärztekammer beklagt fehlende Ausbildungsstellen
(Wien/OTS) – „Dass in einigen, sehr attraktiven Spezialfächern mehr als 40 Prozent der bereits genehmigten Ausbildungsstellen von den Gesundheitsträgern der Länder einfach nicht besetzt werden, ist absolut unverständlich!
Da brauchen wir uns einerseits nicht wundern, dass wir in Österreich auf einen eklatanten, allerdings hausgemachten, Ärztemangel zusteuern und dass sich unsere Jungen desillusioniert und demotiviert vom Arztberuf abwenden“, ärgert sich Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte, über die aktuellen, von der ÖÄK erhobenen, Zahlen zur Besetzung der Ausbildungsstellen im Facharztbereich in Österreich.
46 Prozent der Ausbildungsstellen für Radiologen nicht besetzt
Die konkreten Ergebnisse für die Fächer Radiologie, HNO (Hals-Nasen-Ohren), Dermatologie, Augen- und Kinderheilkunde im Detail: In der Radiologie sind 46 Prozent der bereits genehmigten Ausbildungsstellen für Fachärzte von den Gesundheitsträgern in Österreich unbesetzt (289 von 532 sind besetzt); in der HNO sind 35 Prozent unbesetzt (131 von 203 sind besetzt), in der Dermatologie sind knapp 30 Prozent nicht besetzt (127 von 179 sind besetzt), in der Augenheilkunde sind 28 Prozent unbesetzt (168 von 234 sind besetzt) und in der Kinderheilkunde sind 27,5 Prozent nicht besetzt (389 von 536 sind besetzt).
„Da brauchen wir uns nicht wundern, dass es etwa in Wien nur noch 76 Kassen-Kinderärzte gibt, wenn längst genehmigte Ausbildungsstellen einfach nicht besetzt werden“, sagt Mayer. „Ich fordere die Gesundheitsträger der Bundesländer auf, schleunigst ihre Hausaufgaben zu machen und die Ausbildung unserer Ärztinnen und Ärzte zu ermöglichen und endlich wirklich ernst zu nehmen!“
Am Willen des ärztlichen Nachwuchses liegt dieser Zustand jedenfalls nicht: Es gebe vermehrt Klagen, so Mayer, dass den Jungärztinnen und -ärzten in vielen Spezialfächern einfach keine Ausbildungsplätze angeboten würden, obwohl es zahlreiche Interessenten gibt.
„Diese Wartezeiten auf die entsprechende Stelle treiben die jungen Ärzte einmal mehr ins Ausland. Man kann nicht immer um Hilfe schreien, weil wir zu wenig Ärztinnen und Ärzte haben, wenn wir das Potenzial ungenutzt liegen lassen. Und die oben genannten Fächer stehen nur exemplarisch für das gesamtheitliche, gesundheitspolitische Versagen im Ausbildungsbereich.“
Nicht erst jetzt sei eine qualitative Ausbildungsoffensive dringend nötig. Schon seit Jahren fordert die Österreichische Ärztekammer, dass es unbedingt an jeder Abteilung im Spital, an der ausgebildet wird, einen eigenen Ausbildungsoberarzt geben muss. Aber nicht nur das – das generelle Angebot an die Jungen müsse bei hoher Drop-Out-Quote (rund 31 Prozent der Absolventen an den heimischen Medizin-Unis ergreifen laut Rechnungshofbericht nie in Österreich den Arztberuf) und sinkendem Interesse am Medizinstudium deutlich attraktiver gemacht werden: „Dazu gehören neben der Investition in Ausbildung eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, eine leistungsgerechte Entlohnung, die auch einem internationalen Vergleich standhält, ausreichend besetzte Dienstposten, verbesserte Karrierechancen und Teilzeitarbeitsmodelle für eine bessere Work-Life-Balance“, fasst Mayer zusammen.