26. Mai 2020
Pharmaindustrie trotzt Krise mit Standortinvestitionen in Österreich
Positive Rahmenbedingungen für langfristigen Erhalt der Arzneimittelproduktion essenziell
(Wien/OTS) – Die Coronakrise ist sowohl gesundheitlich als auch wirtschaftlich eine große Belastung für Österreich. Umso erfreulicher sind positive Nachrichten für den heimischen Wirtschaftsstandort. Solche kommen aktuell aus Tirol, wo der global tätige Pharmakonzern Novartis heute bekannt gegeben hat, 30 Millionen Dollar in seinen Produktionsstandort in Kundl zu investieren. Damit soll die Wirkstoff-Produktion eines hochinnovativen Netzhaut-Präparats nach Österreich geholt werden. Bis 2021 soll dann die komplette globale Produktion in Tirol erfolgen. „Die Investition in die Produktionsstätte Kundl zeigt, dass Österreich als Standort für Arzneimittelproduktion gefragt ist. Wir freuen uns, dass die heimischen Standorte mit ihren hochqualifizierten und motivierten Mitarbeitern und Entscheidungsträgern eine gute Reputation innerhalb global tätiger Pharmaunternehmen haben und wichtige Investitionen in unser Land bringen“, begrüßt Sylvia Hofinger, Geschäftsführerin des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO), die Ansiedelung der Wirkstoff-Produktion von Novartis in Kundl.
Welche Bedeutung die Pharmaindustrie für Österreich hat, zeigt sich auch bei den wirtschaftlichen Kennzahlen Aktuell setzen heimische Pharmaunternehmen mit ihren Mitarbeitern direkt rund 5 Milliarden Euro pro Jahr um. Wenn man auch noch die vor- und nachgelagerten Bereiche einbezieht, ergibt sich sogar eine indirekte Wertschöpfung von etwa 10 Milliarden Euro. Damit leistet die Pharmaindustrie einen Beitrag von fast 3 Prozent zum gesamten Bruttoinlandsprodukt in Österreich. Jede Stärkung, jede neue Investition der heimischen Pharmabranche erhält den Charakter als Industrieland und sichert den Wohlstand. Um Forschung und Arzneimittelproduktion in Österreich zu halten, ist es entscheidend, den österreichischen Standort attraktiv zu gestalten und Rahmenbedingungen zu schaffen, mit denen flexibel auf die Bedürfnisse der Unternehmen reagiert werden kann. Denn Produktionsstandorte für lebenswichtige Medikamente und Wirkstoffe sind weltweit heiß umkämpft. „Wir begrüßen den aktuellen Wunsch seitens der Politik, Verlagerungen von Medikamentenherstellung rückgängig zu machen. Damit dies gelingen kann, sind Maßnahmen nötig, die sowohl die Unternehmen bei der Produktion im Inland unterstützen, als auch die globalen Lieferketten absichern. Eine gute Erstattungspolitik ist ebenso notwendig, wie eine gute internationale Zusammenarbeit“, so Hofinger.
Faire Preise notwendig, um Arzneimittelproduktion in Österreich halten und auszubauen
Neben planbaren, langfristig ausgelegten Rahmenbedingungen für die Unternehmen braucht es vor allem faire Preise bei Medikamenten. Sowohl bei innovativen Therapien, wie auch im Bereich der Generika. Durch die Globalisierung der Arzneimittelproduktion ist ein Preisdruck entstanden, bei dem es kaum möglich ist, ohne Unterstützung eine dauerhafte konkurrenzfähige Produktion in Österreich zu halten. „Es ist für heimische Unternehmen sehr schwierig im internationalen Wettbewerb zu bestehen, wenn eine Packung Kaugummi mehr kostet als lebensnotwendige Medikamente, die zahlreichen Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen entsprechen müssen“, so Hofinger. Um die Arzneimittelproduktion in Österreich halten zu können, braucht es gut durchdachte politische Maßnahmen. Wie etwa das gesetzlich geregelte „Preisband“. Dieses bestehende Instrument ist sehr gut geeignet, dem Preisdruck gegenzuhalten und Preisunterschiede auf Grund der höheren Produktionskosten in Österreich zumindest teilweise auszugleichen. Diese Regelung ist aber nur bis Herbst 2020 befristet. „Das Preisband ist eine vernünftige Lösung, die dringend ins Dauerrecht übernommen werden muss, um die Abhängigkeit bei wichtigen Medikamenten von einzelnen Herstellern in Schwellenländern zu verringern und die Versorgungssicherheit zu erhöhen“, appelliert Hofinger an die politischen Entscheidungsträger, den österreichischen Produktionsstandort für Medikamente dauerhaft zu stärken.