6. März 2020
Fachgesellschaft Deutscher Herzchirurgen startet Organspende-Kampagne
DGTHG: Differenzierte Begleitung des Themas Organspende; im Fokus: Aufmerksamkeit und Aufklärung
(ANÖ/idw). Die Herztransplantation ist für viele herzkranke Menschen die einzige langfristige Überlebenschance. Die Spenderbereitschaft in Deutschland ist im Vergleich zu den europäischen Nachbarstaaten verhältnismäßig gering, so dass eine bundesweite Neuregelung der Organspende zur Debatte stand. Vorgesehen war die Widerspruchslösung: Jeder Bundesbürger ist automatisch Organspender, wenn der nicht bereits zu Lebzeiten explizit der Organspende widerspricht. Dieser Gesetzesentwurf fand im Deutschen Bundestag keine Mehrheit und wurde letztlich abgelehnt, obschon dieses Verfahren breiten Zuspruch in der Bevölkerung fand. Jetzt bleibt nur noch die bessere Aufklärung, in der Hoffnung, dass sich mehr Menschen mit der Organspende auseinandersetzen.
9.000 Menschen warten auf ein Spenderorgan
Die Lage ist dramatisch und die aktuelle Entscheidung wird nach Aussage der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e.V. (DGTHG) zu keiner nennenswerten Verbesserung führen. „Mehr als dreimal so viel Menschen warten aktuell auf ein Spenderherz, denn keine geeigneten Organe stehen zur Verfügung“, erklärt Prof. Dr. Jan Gummert, Präsident der DGTHG.
Im vergangenen Jahr haben in Deutschland 932 Menschen nach ihrem Tod ein oder mehrere Organe für eine Transplantation gespendet. Jeder der 932 Spender hat im Durchschnitt mehr als drei schwerkranken Patienten eine neue Lebenschance geschenkt. Gleichzeitig waren zum Jahresende jedoch mehr als 9.000 Menschen für eine Transplantation registriert.
Differenzierte Begleitung des Themas Organspende; im Fokus: Aufmerksamkeit und Aufklärung
Nach Ansicht der DGHTG braucht es einen neuen Ansatz: „Wir haben unsere Organspende-Kampagne gestartet, weil wir vor allem die Zielgruppe der 20 bis 40jährigen sensibilisieren und ermutigen wollen, sich mit dem Thema auseinander zu setzen“, erklärt Herzchirurg Gummert. „Es ist wichtig, dass ein Umdenken erfolgt; wir den Tod als Teil des Lebens verstehen und gleichzeitig achtsam mit dem Thema, den Familien und der sicher ausgewöhnlichen Situation umgehen. Dazu gehören die professionelle Begleitung und der sensible Umgang mit der Thematik ebenso wie die lückenlose Aufklärung.“
Organspende-Kampagne mit Motiv Día de Muertos
Einen neuen Ansatz fand die DGTHG mit dem Día de Muertos, dem Tag der Toten, welcher als Feier des Lebens und des Todes heute nicht nur im Ursprungsland Mexiko, sondern auch in ganz Lateinamerika gefeiert wird und in jüngster Zeit auch in Deutschland an Bedeutung gewinnt. Verstorbene Familienmitglieder werden gewürdigt, in Liebe und Respekt. Zu den typischen Feierlichkeiten gehören die bunten Calaveras (Schädel) und Calacas (Skelette), Sinnbild der engen Verbindung von Leben und Tod. Heutzutage sind die Feierlichkeiten zum Día de los Muertos eine Mischung aus prä-hispanischen, religiösen Riten und christlichen Festen. Das Prozedere beginnt am 31. Oktober und erstreckt sich dann über den 1. und 2. November – Allerheiligen und Allerseelen im katholischen Kalender. Das Brauchtum zum Tag der Toten wurde 2003 von der UNESCO zum Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit ernannt.
DGTHG: Wir sind Organspender und gehen mit gutem Beispiel voran
„Wir glauben, dass wir mit unserem Kampagnen-Motiv einen modernen, wenn auch progressiven und zugegebener Maßen auch provokanten Weg gehen“, erklärt Prof. Gummert, der das größte Herztransplantationszentrum Deutschlands leitet. „Unsere Botschaft ist wichtig: Schenk Leben nach Deinem Leben. Wir sehen tagtäglich Menschen, die um ihr Leben kämpfen, zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Es ist nicht zu viel von uns als Gesellschaft verlangt, sich noch eingehender mit dieser komplexen Thematik zu befassen. Das wollen wir erreichen: Intensives Nachdenken. Und im besten Fall ein Umdenken. Dabei sei erwähnt, dass wir alle vom DGTHG-Vorstand und sicherlich auch der überwiegende Teil der DGTHG-Mitglieder, selbstverständlich selbst Organspender sind. Wir wollen mit gutem Beispiel voran gehen.“