19. Juni 2018
Interdisziplinärer Schmerzdialog“ von Sanofi
Unzureichende Schmerz-Behandlung in Österreich
(Wien/OTS) – Mit dem von Sanofi initiierten „Interdisziplinären Schmerzdialog“ fordern Experten flächendeckende, abgestufte schmerzmedizinische Versorgungseinrichtungen, eine Verankerung von Schmerzmedizin im Studium und eine entsprechende Honorierung von schmerzmedizinischen Leistungen inklusive therapeutischen Gesprächen.
Österreich hat bei der Versorgung von Schmerzpatienten Aufholbedarf. Laut der bis dato aktuellsten Gesundheitsbefragung der Statistik Austria haben circa 1,8 Millionen Österreicher chronische Schmerzen. „Diese Zahl macht deutlich, welch große Bedeutung das Thema sowohl für die Betroffenen als auch für die, die in der Schmerzversorgung arbeiten, darstellt“, sagt Mag. Sabine Radl, Geschäftsführerin von Sanofi Österreich, anlässlich der Veranstaltung „Interdisziplinärer Schmerzdialog“ an der Medizinischen Universität Wien.
Bei der hochkarätig besetzten Veranstaltung zeigten Experten konkrete Verbesserungsvorschläge für die Versorgung von Schmerzpatienten in Österreich auf. Allem voran fordern sie flächendeckende, abgestufte und bedarfsorientierte Versorgungseinrichtungen nach klaren Qualitätskriterien. „Zwar haben wir in Österreich Schmerzambulanzen, diese verfügen aber oft nicht über die Struktur, um die erforderlichen multimodalen, interdisziplinären Therapien anbieten zu können“, schildert OÄ Dr. Gabriele Grögl-Aringer, Präsidentin der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG). Darüber hinaus sind die Schmerzambulanzen regional sehr ungleich verteilt und haben oftmals nur wenige Stunden geöffnet. Um den Bedarf in Österreich zu decken, wären zusätzlich ca. 50 Vollzeit betriebene Schmerzambulanzen notwendig.
Stärkung der Primärversorgung
Im niedergelassenen Bereich treten die Experten für eine Stärkung der Hausärzte und anderer Gesundheitsberufe sowie für die Etablierung von bundesweiten Heilmittelberatungsgesprächen ein. In dem Zusammenhang fordern sie eine adäquate Honorierung eines umfassenden diagnostisch-therapeutischen Gesprächs sowie der schmerzmedizinischen Leistungen im Leistungskatalog der Krankenkassen. Einen besonderen Stellenwert haben die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ärzten, Krankenpflegern, Apothekern, Physiotherapeuten und psychosozialen Berufen und die Überwindung von Schnittstellenproblemen. Denn insbesondere im fortgeschrittenen Stadium lassen sich Schmerzen nur noch multimodal und interdisziplinär effektiv behandeln. Vorrangiges Ziel muss es jedoch sein, durch rechtzeitige Behandlung chronische Schmerzen zu verhindern, weshalb der Prävention eine besondere Bedeutung zukommt.
Auch Mag. Beate Hartinger-Klein, Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz, unterstreicht in ihrem Statement anlässlich der Veranstaltung, dass „zur Steigerung der Ergebnisqualität medizinisch-therapeutischer Interventionen im Zusammenhang mit Schmerz eine präventionsorientierte, sektorenübergreifende Gestaltung der Versorgung nötig sein wird“.
Kein Pflichtfach im Medizinstudium
Im österreichischen Medizinstudium ist Schmerzmedizin nicht verpflichtend verankert. Auch das Angebot an postgraduellen, weiterführenden schmerzmedizinischen Aus- und Weiterbildungen ist ausbaufähig. Vor zehn Jahren wurde auf Initiative der Österreichischen Schmerzgesellschaft das Schmerzdiplom der Österreichischen Ärztekammer eingeführt, was wesentlich zur Qualitätssteigerung der Behandlung der häufigsten Schmerzformen beitrug. Neben der Verankerung schmerzmedizinischer Inhalte in der Ausbildung gilt es auch, die Gesundheits- und Eigenkompetenz der Schmerzpatienten zu fördern, um sie dabei zu unterstützen, besser mit Schmerz umzugehen.
Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion im Anschluss, hochrangige Vertreter der Patientenanwaltschaft, Ärztekammer, Apothekerkammer, Sozialversicherung, Gesundheits- und Krankenpflege, begrüßten die Vorschläge der Experten und schlossen sich den Forderungen nach einer Stärkung der Primärversorgung, Health Literacy und Health in all Policies vollinhaltlich an. „Wir müssen interdisziplinär in allen Lebensbereichen am Thema Schmerz arbeiten“, betont Mag. Martin Schaffenrath, stellvertretender Vorsitzender des Hauptverbands der Österreichischen Sozialversicherungsträger. Der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, ao. Univ.-Prof. Dr. Thomas Szekeres, drängt darauf, die Schritte „möglichst bald umzusetzen“. NEOS Wien-Gesundheitssprecher Stefan Gara kündigt im Rahmen der Veranstaltung sogar an, im kommenden Wiener Gemeinderat einen parteiübergreifenden Antrag für eine multimodale und interdisziplinäre Schmerzversorgung in Wien einzubringen, dem sich der stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses der FPÖ Wien, Gemeinderat Günter Koderhold, inhaltlich anschließt.
Zum „Interdisziplinären Schmerzdialog“:
Sanofi hat Experten aus unterschiedlichen Gesundheitsbereichen und Politik sowie Patientenvertreter eingeladen, in Workshops den Istzustand der Versorgung von Schmerzpatienten in Österreich zu erörtern und konkrete Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten.