ANÖ Beitrag

9. Jänner 2020

Image

Neue Präsidentin Österreichischer Hausärzteverband

Strategien zur Bekämpfung des Hausärztemangels

BILD zu OTS – Dr. Angelika Reitbšck (c)Credit: Foto Walter

(Steyrling/Klaus an der Pyhrnbahn/OTS) – Ich wurde am 24. November 2019 bei der Generalversammlung in Maria Taferl zur neuen Präsidentin des Österreichischen Hausärzteverbandes (ÖHV) gewählt und stelle mein Programm zur Lösung der bekannten Problematik im Bereich der niedergelassenen allgemeinmedizinischen Versorgung vor:

ZUKÜNFTIGE AUFGABEN:

– Es ist ganz wichtig, das Berufsbild des Hausarztes wieder aufzuwerten und zu stärken. Ansonsten wird die medizinische Versorgung der Bevölkerung am Land, aber auch in weiterer Folge in der Stadt immer mehr ausgedünnt werden. Das Hausarztmodell wird immer zeitgemäß bleiben und stellt die individuellste und optimale Form der medizinischen Basisbetreuung dar.

WARUM BIN ICH DAS GEWORDEN?

– Weil es wichtig ist, sich einzubringen! Wenn nur jeder sagt, das tue ich mir nicht an und ich mache mir ein möglichst schönes Leben, dürfen wir uns nicht wundern, wenn die Entwicklungen und Resultate in unserer Gesellschaft alles andere als erfreulich verlaufen.

WAS MÖCHTE ICH BEWIRKEN?

– Durch die bevorstehende Pensionierungswelle der niedergelassenen Mediziner in den nächsten 5-10 Jahren wird sich der Ärztemangel eklatant verschärfen. Die dafür verantwortlichen Gründe sind vielfältig. Es fehlen vor allem Anreize und Begeisterung unserer jungen Kollegen, nach dem Medizinstudium den Beruf des Hausarztes zu ergreifen. Wenn bereits fast die Hälfte unserer Studienabgänger lieber ins Ausland geht, so sollte es auch langsam dem letzten unserer Entscheidungsträger klar werden, dass mit den üblichen Schönredereien und Floskeln hier keine Umkehr des Trends zu bewirken ist!

BOTSCHAFT: PERSÖNLICHE FACHKOMPETENZ

– Ich bin seit nunmehr 14 Jahren Hausärztin am Land und kenne alle damit verbundenen Probleme und täglichen Herausforderungen aus erster Hand. Die sich weiter verschärfenden Probleme des Hausärztesterbens können nur durch intensive Zusammenarbeit mit den überregionalen Entscheidungsträgern gelöst werden. Dabei ist es erstaunlich, dass sich in den allermeisten entscheidenen Gremien keinerlei Ärzte wiederfinden. Ärzte, die aus der wirklichen Praxis berichten und damit die tatsächlichen Probleme darstellen und auch adäquate Lösungen anbieten könnten, sind dabei nicht präsent. Sie finden sich bestenfalls in Subkomitees der zweiten und dritten Linie, wo sie meist ungehört und ohne jeglichen Einfluss agieren. In den Köpfen der wirklichen Entscheidungsträger regiert meist der Rechenstift, sowie diverse gescheit klingende theoretische Überlegungen, die aber meist an der Wirklichkeit völlig vorbeigehen!

GRÜNDE FÜR DEN HAUSÄRZTEMANGEL:

das, was die Generationen vor uns mühsam aufgebaut haben, geht jetzt langsam aber sich verloren:

1. trotz allen Geredes über Bürokratieabbau geschieht praktisch jeden Tag das Gegenteil. Ständig neue Gebote und Verbote engen unseren Handlungsspielraum immer mehr ein. Dadurch wird die Freiberuflichkeit immer mehr reglementiert und ausgehebelt. Wir verbringen in unserer täglichen Arbeit schon mindestens genauso viel Zeit, diesen immer größeren Wust an Bürokratie abzuarbeiten wie wir Zeit für die tatsächliche medizinische Betreuung unserer Patienten aufwenden.

2. wir leben in einem System absoluter Leistungsfeindlichkeit, das von denen zäh verteidigt wird, die am meisten davon profitieren. Konkret bedeutet dies, dass wir bei höheren Fallzahlen und der Bereitschaft mehr zu arbeiten noch zusätzlich in Form von signifikanten Honorarabschlägen bestraft werden!

3. Das Image des Hausarztes muss aufgewertet werden. Dies bedeutet konkret die Einführung des Facharztes für Allgemeinmedizin und die Anpassung des Honorierungssystems an das der Fachärzte.

4. Intensivierung der frühen Einbindung der Medizinstudenten in das Aktivitätsspektrum der Haus- und Landärzte. Damit könnten mehr angehende Mediziner Einblick und Interesse für das Berufsbild des Hausarztes entwickeln.