ANÖ Beitrag

24. Dezember 2018

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Weihnachten ist (nicht) mehr?

Leitartikel von Egon Saurer

„In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl…“ Wie jedes Jahr wird in den Kirchen und vermutlich auch noch in vielen Häusern und Wohnungen am Heiligen Abend das Weihnachtsevangelium nach Lukas vorgetragen. Der gesamte Text hat es in sich: Der Text bringt die ganze Kraft und Schönheit dieses Festes zum Ausdruck. Und dennoch kann Christen am Ende dieses Jahres alles andere als wohl sein. Seine Religion und Beheimatung scheint – wie schon mehrmals in den letzten zwei Jahrtausenden – in einer Krise zu stecken. Trotz aller Bemühungen den christlichen Kontext dieses Festes zerstören zu wollen ist die kulturelle Kraft dieses Festes unzerstörbar. Selbst in wirrsten Zeiten (auch der Nationalsozialismus und Kommunismus wollte dieses Fest zerstören und verbieten) wurde Weihnachten unter Strafandrohung im Geheimen gefeiert.

* Da bemüht sich eine deutsche Integrationsministerin der CDU (also eine Vertreterin jener Partei, die das Wort“ Christlich“ in ihrem Parteinamen führt) Weihnachtskarten ohne Weihnachten zu verschicken.

* Da wagen die obersten christlichen Anführer aus Deutschland aus purer Feigheit am Tempelberg in Jerusalem das Kreuz nicht zu tragen. Das christlichste Symbol überhaupt: Das Kreuz an dem Christus starb!

* Da wird zum Welt-Aids-Tag im Wiener Stephansdom (der höchsten Kirche Österreichs) ein Spektakel aufgeführt, wo ein Schauspieler mit nacktem Oberkörper auf der Kommunionbank herumtanzt!

* Da müssen sich die Christen in diesen dunklen Tagen auch mit der ökonomischen Misswirtschaft einer „Vertrauten“ des früheren Bischofs von Gurk-Klagenfurt, der nach Sankt Pölten versetzt wurde, auseinandersetzen!

* Und da müssen die Christen fassungslos die weltweiten Missbrauchsskandale an Kindern und Jugendlichen durch Priester der katholischen Kirche erfahren, die ein unverzeihliches und abscheuliches Verbrechen an wehrlosen (meist aus sozial schwierigen Familien stammenden) Schutzbefohlenen verübt haben!

Vielt Halt und Trost bieten die Amtsträger der Kirche derzeit nicht

Viel Trost finden die Christen angesichts dieser Entwicklungen derzeit nicht. Und dennoch dürfte die Strahlkraft dieses Festes all die menschlichen Fehlentwicklungen in Staat, Kirche und Gesellschaft, überdauern. „Der Mensch ist frei geboren“, so lautet das berühmteste Zitat des Philosophen Jean-Jacques Rousseau, „und liegt doch überall in Ketten.“ Und der große Kirchenlehrer Augustinus meinte treffend: „Viele, die drinnen sind, sind draußen, und viele, die draußen sind, sind drinnen“, und meint damit, dass selbst bei den Katholiken Kirchenmitgliedschaft und Glaube nicht unbedingt identisch sein müssen. Obwohl: Man brauche ohnehin „nicht an die Kirche zu glauben“, sondern solle vielmehr „seinen Glauben in der Kirche und mit der Kirche praktizieren“.

Frohe Weihnachten und besinnliche Tage!